Tachomanipulation erkennen - SVS Sach-Verständigen-Stelle
Viele der Anfragen, die uns täglich erreichen, drehen sich um das Thema Tachomanipulation oder anders ausgedrückt, das Nachweisen eines zurückgedrehten Kilometerstandes. In den meisten Fällen hat der Fahrzeughalter Zweifel, ob der Kilometerstand seines Gebrauchtwagens tatsächlich stimmt. Die Skepsis kommt nur zu oft erst nach dem Kauf des Fahrzeuges, wenn die anfängliche Euphorie verflogen ist und der Kopf das Bauchgefühl wieder ablöst. Da fallen dann plötzlich die abgewetzten Pedale, die verschlissene Schaltmanschette oder die fransigen Gurte auf. Oder man entdeckt im Motorraum einen Serviceaufkleber mit einem Kilometerstand, der mit dem im Tacho angezeigten so gar nicht übereinstimmt.
Vielleicht merkt man selbst auch gar nichts, sondern wird erst bei der nächsten Inspektion auf Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit einem ggfs. manipulierten Kilometerstand aufmerksam gemacht. Oder, und das wäre der Worst Case, es kommt zu einem kapitalen Schaden am Auto, weil ein Verschleißteil aufgrund der tatsächlich hohen Laufleistung längst hätte erneuert werden müssen und es so zu einem gravierenden Folgeschaden kam. So käme zu dem ohnehin schon gegebenen Wertverlust noch eine teure Reparatur hinzu.
Geringer Aufwand aber hoher Schaden bei manipuliertem Kilometerstand
Jeder hat schon davon gehört, viele sind bereits davon betroffen. Nach Angaben der Polizei wurde hier zu Lande an jedem dritten Gebrauchtwagen der Tachostand manipuliert. Der dadurch entstandene Schaden wird auf rund sechs Milliarden Euro geschätzt. Und dass, obwohl Tachomanipulation gemäß § 22b des Straßenverkehrsgesetzes seit 2005 gesetzlich verboten ist. Selbst das Werben dafür ist nicht erlaubt.
Und es ist denkbar einfach. Mit einem speziellen Tool, das man schon für unter 100 Euro erwerben kann, verbindet man sich über den OBD-Anschluss mit dem Fahrzeug und gibt den gewünschten Kilometerstand ein. Nach nicht einmal einer Minute ist man fertig. In diesen 60 Sekunden können 100.000 Kilometer verschwinden und der Wert des Fahrzeuges ist um 10.000 Euro gestiegen. Und das ist nur ein Beispiel, wie mit geringem Aufwand immenser Schaden verursacht werden kann. Denn hier sind keine Grenzen gesetzt; wertigere Fahrzeuge und höhere Kilometerstände bedeuten noch größere Summen, die durch einen Tachobetrug verloren gehen können.
Beispiel für eine Tachomanipulation
Als Beispiel nehmen wir einen Golf VI, Baujahr 2012 mit 150.000 Kilometern. Laut DAT ist dieser mit 6.400 Euro taxiert. Wird der Tachostand von 150.000 auf 50.000 geändert, steigt der Wert des Golfs von 6.400 Euro auf 9.300 Euro. Oder gehen wir ins obere Segment der Gebrauchtwagen; einer Mercedes S-Klasse, Baujahr 2016. Auch hier lassen wir 100.000 Kilometer verschwinden. Damit generieren wir sogar einen Wertzuwachs von rund 10.000 Euro. Und das sind nur zwei Beispiele, wie mit geringem Aufwand immenser Schaden verursacht werden kann. Und natürlich sind hier keine Grenzen gesetzt; wertigere Fahrzeuge und höhere Kilometerstände bedeuten noch größere Summen
Wie kann man Tachomanipulation nachweisen? Kommen Sie vor dem Fahrzeugkauf in unser Prüfcenter!
Kommen diese Fahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt, wird ein Laie wohl keinen Verdacht schöpfen. Wird so ein Fahrzeug noch kosmetisch aufgehübscht, fehlen zudem signifikante Anhaltspunkte für eine hohe Laufleistung.
Wie können Sie nun feststellen, ob der Kilometerstand Ihres Wunschfahrzeuges stimmt?
Lassen Sie uns bei einem Gebrauchtwagencheck das Fahrzeug überprüfen, um zu sehen, was Sie nicht sehen. Vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Erfahrungen mit Fahrzeugen aller Art und gefälschten Tachoständen, schauen wir uns als Profis ein Fahrzeug ganz anders an als Sie. Da interessiert uns das äußerliche Erscheinungsbild nicht so sehr wie etwa die Silentbuchsen der Traggelenke, die Lamellen des Klimakondensators oder die Korrosion im Unterbodenbereich. Auch fallen uns die abgewetzten Pedale, die verschlissene Schaltmanschette oder die fransigen Gurte auf.
Vor allem aber stehen uns diverse technische Möglichkeiten zur Verfügung, um Steuergeräte und Fahrzeugschlüssel auszulesen. Und oftmals ist der tatsächliche Kilometerstand noch irgendwo versteckt, denn dieser wird nicht nur im Armaturendisplay gespeichert, sondern auch im Schlüssel und diversen elektronischen Bauteilen wie beispielsweise den Steuergeräten für ABS, ESP der Motorsteuerung, dem Lichtmodul oder im Injektorenspeicher.
Technische Möglichkeiten eine Tachomanipulation nachzuweisen:
- Steuergeräte auslesen
- Protokolle auslesen
- Fahrzeugschlüssel auslesen
Wir gehen mit Ihnen zudem die Verkaufsunterlagen durch: Ist das Inspektionsheft geführt oder das elektronische Serviceprotokoll nachprüfbar? Gibt es eine Werkstatthistorie? Wie steht es mit Angaben zum Vorbesitzer, den man hierzu befragen kann? Handelt es sich um einen Privatverkauf oder wird der Wagen bei einem Händler erworben? Beim letztgenannten Vorgang muss man darauf achten, dass es kein Verkauf im „Kundenauftrag“ ist, was faktisch einem Privatverkauf gleichkommt. Wichtig ist auch die Frage, wie der Kilometerstand angegeben wurde. Konkret mit „Kilometerstand XY“ oder nur „Kilometerstand laut Tacho/Vorbesitzer“? Mag es da für einen Laien keinen Unterschied geben, rechtlich gesehen unterscheiden sich diese Formulierungen jedoch erheblich.
Einer möglichen Tachomanipulation auf den Grund gehen
Mit diesem Wissen ausgestattet, können Sie anschließend den Verkäufer zu den möglicherweise festgestellten Unstimmigkeiten gezielt befragen und einer möglichen Tachomanipulation auf den Grund gehen. Ein seriöser Verkäufer wird hier sicherlich offen Rede und Antwort stehen, jemand der etwas zu verbergen hat, wird dazu kaum bereit sein.
Egal, ob der Kauf eines Gebrauchtwagens ansteht oder Sie Zweifel an der angezeigten Laufleistung Ihres Fahrzeuges haben, nutzen Sie die Möglichkeiten, die wir Ihnen mit unserem Know how und unserem technischen Equipment zur Verfügung stellen. Nur so haben Sie die Chance, sich bestmöglich vor einem manipulierten KM Stand zu wappnen und vor Betrügern zu schützen.
PDF Tachomanipulation
Ansprechpartner Michael Ernst
Geschäftsführer
Kfz-Sachverständiger für Schäden und Bewertung
Sachverständiger für Kfz-Thermografie
Telefon: 0 69 / 60 60 86 – 0
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Spezialgebiete von Michael Ernst:
Unfallschadengutachten (Haftpflicht / Kasko), Kfz-Thermografie, Technische Gutachten, Erstellung von Sondergutachten, Beweissicherungsgutachten, Motorschadengutachten, Beurteilung von Lackschäden, Überprüfung auf Unfallfreiheit, Controlling, Plausibilitätsprüfungen